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Der Wirkungsbericht der Welthungerhilfe

Sind unsere Projekte erfolgreich? Diese Frage steht im Mittelpunkt des ersten Wirkungsberichts der Welthungerhilfe. Er zeigt, dass wir gemeinsam mit den Projektteilnehmenden schon viel erreicht haben. Indem wir die Wirkung unserer Programme messen, können wir Erfolge und Misserfolge kritisch bewerten – und daraus lernen

Farmer Joseph Mugabe und seine Frau Rose sind glücklich: Die landwirtschaftliche Ausbildung innerhalb des Programms "Skill up!" in Fort Portal, Uganda hat ihr Einkommen verbessert.
Farmer Joseph Mugabe und seine Frau Rose sind glücklich: Die landwirtschaftliche Ausbildung innerhalb des Programms "Skill up!" in Fort Portal, Uganda hat ihr Einkommen verbessert. Unser Wirkungsbericht misst, ob und warum durch unsere Programme und Projekte Veränderungen bei Projektteilnehmenden eingetreten sind. © Imke Lass
Sebastian Schuster MEAL Team Lead

Wir sind stolz darauf, wirkungsorientierte Projekte zu entwickeln und zu implementieren. Allein im Jahr 2022 konnten wir rund 18,8 Millionen Menschen in 37 Ländern durch unsere Arbeit unterstützen. Doch als lernende Organisation wollen wir nicht nur wissen, wie viele Menschen wir unterstützen, sondern auch, wie unsere Unterstützung wirkt. 

Wir als Welthungerhilfe arbeiten in riskanten und volatilen Gebieten, daher ist nicht jedes Projekt von Erfolg gekrönt. Um unsere Erfolge und Misserfolge kritisch zu bewerten, ist unser erster Wirkungsbericht ein wichtiger Meilenstein für unsere Organisation, unsere Arbeit und unsere Ziele.

Ergebnisse unseres Wirkungsberichts: Was wir erreicht haben 

Gemeinsam mit den Teilnehmenden unserer Projekte haben wir schon viel erreicht. Die Ergebnisse unseres ersten Wirkungsberichts zeigen, dass unsere Arbeit insgesamt eine positive Wirkung erzielt hat. Für die Erfolgsmessung haben wir insgesamt 147 Datensätze aus unseren Projekten, die zwischen 2014 und 2021 implementiert worden sind, untersucht. Unsere Erfolge im Überblick:

Die Zahl der Monate pro Jahr, in denen an unseren Ernährungsprojekten teilnehmende Haushalte angemessen mit Nahrungsmitteln versorgt waren, stieg im Verlauf der untersuchten 25 Projekte mit verfügbaren Vergleichsdaten durchschnittlich von 7,2 auf 9,3 Monate. © Welthungerhilfe
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Die Zahl der Haushalte, die zuverlässig mit sauberem Trinkwasser versorgt waren, stieg im Verlauf von 15 Projekten zur Trinkwasserversorgung um 99,9 Prozent von 56.290 auf 112.496 Haushalte. © Welthungerhilfe
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Der Anteil der Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren mit einer zumindest minimalen Ernährungsvielfalt stieg während der Laufzeit der 32 Projekte von 32,6 Prozent auf 60,2 Prozent. © Welthungerhilfe
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In acht Projekten zur Sanitärversorgung stieg die Zahl der Haushalte, die eine sichere Sanitärversorgung nutzen, von 20.342 auf 43.203 Haushalte. © Welthungerhilfe
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Durch fünf Projekte zur Gleichstellung der Geschlechter wuchs der Anteil der Frauen, die angaben, Entscheidungsprozesse auf lokaler Ebene beeinflussen zu können, von 17,3 Prozent auf 40,3 Prozent. © Welthungerhilfe
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241.852 Familien steigerten ihr Einkommen dank 38 Projekten, die zur wirtschaftlichen Entwicklung beitrugen. © Welthungerhilfe
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Die im Rahmen von 24 Qualifizierungsprojekten durchgeführten Berufsbildungskurse schlossen 92.065 Teilnehmende erfolgreich ab. © Welthungerhilfe
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Was ist der Wirkungsbericht?

Der Wirkungsbericht ist eine Bestandsaufnahme quantitativer und qualitativer Ergebnisse, mit denen wir herausfinden, ob und warum durch unsere Programme und Projekte Veränderungen bei unseren Projektteilnehmer*innen eingetreten sind. 

Bestandsaufnahme quantitativer und qualitativer Ergebnisse unserer Projekte und Programme.

Die quantitativen Ergebnisse beschreiben dabei das Ausmaß der Veränderungen/Wirkungen, die wir bei unseren Projektteilnehmenden erzielt haben. Die  qualitativen Ergebnisse im Wirkungsbericht zeigen, warum diese Veränderungen eingetreten sind und was Projekte erfolgreich macht. 

Nur so können wir uns verbessern, Potentiale und Optimierungen unserer Methoden, digitalen Technologien und Software erkennen sowie anpassen.

Die Bestandsaufnahme der Ergebnisse bezieht sich auf unsere sieben wichtigsten Tätigkeitsbereiche Ernährungssicherheit, Nährstoffversorgung, Trinkwasserversorgung, Sanitärversorgung, wirtschaftliche Entwicklung, Empowerment von Frauen und berufliche Entwicklung.

Wir möchten mit diesem Wirkungsbericht unsere Kultur der Transparenz, des Lernens und der Rechenschaftslegung fördern und stärken.

Definition von Wirkung

Im Jahr 2008 hat die Welthungerhilfe ihre eigene Definition von Wirkung (Impact) entwickelt und eingeführt:

“Langfristige, beabsichtigte und nicht beabsichtigte, positive und negative Veränderungen bei verschiedenen Projektbeteiligten (Zielgruppen, Partnerorganisationen, lokalen Organisationen etc.) und im Projektumfeld. Diese Wirkungen können infolge von Interventionen während der Projektdurchführung und/oder nach Projektende auftreten.”

Wichtig bei der Definition von Wirkung ist es, zwischen Outcome und Impact zu unterscheiden.

Am Beispiel des SkillUp!-Programms der Welthungerhilfe beschreiben die direkten Wirkungen (Outcome) die verbesserten Chancen von Menschen in ländlichen Gemeinden auf dem Arbeitsmarkt (sei es für eine Anstellung oder für eine selbstständige Tätigkeit), die durch die Verbesserung der beruflichen Fähigkeiten erreicht werden.

Skill up! Programm, Kenia Skill up! program, Kenya
Direkte Wirkung durch das SkillUp!-Programm: In einer Autowerkstatt in Kenia verbessern die Teilnehmer*innen ihre beruflichen Fähigkeiten, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu vergrößern. © Philipp Brandstaetter

Unser Ansatz zur Veränderungs- und Wirkungsmessung 

Unsere Programme und Projekte sind so ausgerichtet, dass sich das Leben der Projektteilnehmer*innen verbessert und positive Veränderungen und Wirkungen in ihrem Leben erreicht werden. Welche das sind, ermitteln wir mit verschiedenen Methoden und Herangehensweisen, die wir immer wieder überarbeiten und anpassen:

Das MEAL-Prinzip (Monitoring, Evaluation, Accountability and Learning)...

... befasst sich mit grundlegenden Fragen wie: „Wirken die Interventionen?“, „Welche Veränderungen wurden bei wem/für wen und wie erreicht?“, „Wie haben unsere Interventionen diese Wirkungen erreicht?“ und „Wie können wir unsere Wirkung steigern?“

Die Hauptziele von MEAL sind die Nutzung von Daten und der Erkenntnisgewinn, um:

Leitfaden zur Erfolgsmessung der Welthungerhilfe-Aktivitäten 

In unserem Leitfaden zur Erfolgsmessung haben wir definiert, was wir unter Erfolg verstehen und wie dieser gemessen werden kann. Dabei nutzen wir einen Methodenmix. Dieser ist Standard für das Datenerhebungsverfahren der Welthungerhilfe und umfasst quantitative sowie qualitative Herangehensweisen.

Sieben standardisierte quantitative Indikatoren machen die Ergebnisse unserer Programme und Projekte in unseren Hauptinterventionsbereichen messbar. Mithilfe dieser sieben Indikatoren wollen wir die Leitfrage beantworten: „Wie viel besser geht es den Projektteilnehmenden?“ Für jeden Indikator arbeiten wir mit standardisierten Fragebögen sowie Erhebungsleitfäden.

 

Vier qualitative Methoden ergänzen die Erfolgsmessung und erhöhen Validität und Zuverlässigkeit der Daten:

1. Fokusgruppendiskussionen

In einer Diskussion mit Vertreter*innen werden Informationen der Gemeinschaft gesammelt, um Einblicke in die quantitativen Daten der Erfolgsmessung zu erhalten und die Gründe für beobachtete Veränderungen besser zu verstehen.

2. Stories of Change

Teilnehmende an Welthungerhilfe-Projekten berichten über Veränderungen in ihren Leben, die einem bestimmten Programm oder Projekt zugeschrieben werden.

3. Selbsteinschätzung der Nachhaltigkeit unter den Projektteam-Mitgliedern

Es erfolgt eine Einschätzung aus der Perspektive des Teams zur erwarteten oder voraussichtlichen Nachhaltigkeit eines Programms oder Projekts. Aus den Ergebnissen können Maßnahmen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit eingeleitet werden.

4. Community Score Card

Ein gemeinschaftsbasiertes Monitoring-Instrument, das die Gemeinschaft (Bürger*innen) über ihr Recht auf bestimmte öffentliche Dienstleistungen informiert, die Qualität der Ausführung dieser Dienstleistungen bewertet und den Dialog zwischen den öffentlichen Dienstleister*innen und den Gemeinschaften (Bürger*innen) unterstützt.  

Es gibt verschiedene Wege, Erfolg und deren Wirkung zu messen.
Wirkung messen: Erfolg ist nicht immer das, was man unmittelbar sieht, sondern auch das, was langfristig in Projekten und Programmen passiert. © Welthungerhilfe

Eine zentrale Rolle bei der Erfolgsmessung spielen auch die Fragen: „Wie viele Menschen erreichen wir?“, „Erreichen wir die richtigen Personen?“ und „Werden die positiven Effekte nachhaltig sein?“ In jedem unserer Projekte und Programme nutzen wir ein Monitoringsystem, um die Steuerung und das Management zu unterstützen. Zusätzlich evaluieren wir unsere Projekte, um noch tiefergreifende Erkenntnisse zu gewinnen.

Diese Tools des Qualitätsmanagements helfen uns, die Wirkung und Qualität unserer Arbeit ständig zu verbessern. Wir setzen auch Methoden ein, um herauszufinden, ob die positiven Effekte über das Projektende hinaus nachhaltig sind.

MAPP (Methode zur Evaluation von Programmen und Projekten)

Mit der MAPP-Methode zum Beispiel können wir Infos darüber gewinnen, wie nachhaltig und wirksam unsere Aktivitäten sind.

Seit 2018 haben wir MAPP-Studien u.a. in Uganda und Simbabwe durchgeführt. Die Ergebnisse der Studien haben belegt, dass es durch unsere Projekte nachhaltige positive Veränderungen gab.

In Simbabwe wurde die MAPP-Studie auf Grundlage eines Projekts durchgeführt, das sich auf Trinkwasser-, Sanitärversorgung und Hygiene fokussiert hat. Die Ergebnisse haben aufgezeigt, dass es einen größeren Zugang zur Nutzung von Trinkwasser- und Sanitärversorgungsleistungen gab.

Wirkungsbericht Welthungerhilfe: Sind unsere Projekte erfolgreich?

Der Wirkungsbericht der Welthungerhilfe zeigt, dass die Projekt-Teilnehmer*innen einen großen Schritt in Richtung „Zero Hunger“ gemacht haben. 2022 konnten wir rund 18,8 Millionen Menschen in 603 Programmen und Projekten durch unsere 30 Landesbüros unterstützen. 

Ausgewählte Projekte mit Wirkung

Unsere Projekte tragen zu nachhaltigen positiven Veränderungen bei. Diese allein reichen jedoch nicht aus. Um das Recht auf Nahrung zu verwirklichen, brauchen wir einen langfristig positiven strukturellen Wandel. Dafür müssen wir auch unser Engagement für die Umsetzung rechtebasierter Projekte weiter intensivieren.

Lokale Gemeinschaften und die Zivilgesellschaft brauchen mehr Raum, um gehört zu werden, Regierungen und der Privatsektor brauchen mehr Unterstützung, um die Partnerschaft mit der Zivilgesellschaft zu optimieren. Um diesem Ziel näherzukommen, wollen wir unser organisationsweites Wissen sowie die erzielten Wirkungen und Veränderungen weiter verbessern.

In Folge von zunehmenden Konflikten und Klimaschocks müssen wir systemstärkende Ansätze fördern, um Resilienz von Ernährungssystemen zu stärken. Ein Beispiel dafür ist unser globales WASH-Programm, das die Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung nachhaltig verbessern soll – in Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft, staatlichen Stakeholdern und dem Privatsektor.

Zudem verfolgen wir einen ganzheitlicheren Ansatz für Ernährungssysteme – nur so können Zugang und Nutzung von Nahrungsmitteln nachhaltiger, inklusiver und resilienter werden. 

Der Leitfaden zur Erfolgsmessung wird kontinuierlich weiterentwickelt. Um die Arbeit der Welthungerhilfe in einem sich verändernden Umfeld und angesichts neuer Herausforderungen zu erfassen, wird der Leitfaden um drei weitere Erfolgsindikatoren aus den Bereichen nachhaltige Landwirtschaft, Klimaresilienz und humanitäre Nothilfe ergänzt. Damit erhalten wir einen Überblick über die zentralen Handlungsfelder der Welthungerhilfe und können den Erfolg bisher nicht evaluierter Projektansätze messen und vergleichen. Erste Ergebnisse zu unseren Wirkungen in diesen Bereichen sollen im nächsten Wirkungsbericht 2024 veröffentlicht werden. 

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